Terrasse "deluxe" bauen

Seinerzeit gab es hinter unserem Haus viel ungenutzte Fläche in Form eines Hangs. Wir beschlossen ein Stück des Hangs abzutragen und dann eine Terrasse zu bauen. Da ich in meiner Jugend oft mit meinem Vater die Terrassenplatten an unserem elterlichen Haus begradigen, hochholen und neu verlegen musste, sollte dies hier ganz anders werden.

 

Um ein absacken der Platten zu vermeiden kommt nur ein stabiles Fundament in Frage.

Eine Betonplatte schloss ich jedoch aus, da ich das Wasser im Erdreich versickern lassen wollte. Holz kam als Belag nicht in Frage da ich mir die aufwendige Pflege sparen wollte.

Auch mit den Vorschlägen einiger Gartenbauern konnte ich mich nicht so recht anfreunden, so dass ich mich zu guter Letzt von Problem zu Problem zu dieser nun vorliegenden Lösung herangetastet habe.

Hang abtragen

Zuerst hab ich versucht den Hang von Hand abzutragen. Sehr zur Belustigung meiner Kumpels. Bei einem Vorhaben dieser Größe muss man mt einem Mini-Bagger ran. Wir haben einen ganzen Samstag ununterbrochen gearbeitet und mit 2 Autoanhängern sowie dem Bagger 25 m³ Erdreich entfernt. Mit dem Bagger mussten wir über den Rasen unseres Nachbarn fahren um die Baustelle zu erreichen. Damit der Rasen nicht beschädigt wird haben wir folgende Technik angewendet. Zuerst wurde auf den Rasen eine große Gewebeplane gelegt. Danach kommen auf die Plane viel große Dielen die das Gewicht des Baggers verteilen und die Drehbewegungen der Baggerraupen kompensieren. Nach Abschluß der Arbeiten ist der Rasen innerhalb von 3 Tagen ohne erkennbaren Schaden wieder "aufgestanden".

Die Stützmauer

Um den Hang zu stützen ist die Errichtung einer Stützmauer notwendig. Da ich nicht wusste wie stabil der Hang ist und ich schon oft bröckelnde, verschobene und einfallende Mauern gesehen habe wollte ich das Ganze anders angehen. Es gibt mit Sicherheit einfachere Methoden eine Stützmauer zu erstellen doch an dieser wollte ich nur einmal im Leben hand anlegen.

 

Alles steht und fällt mit dem Fundament (das gilt übrigens für´s gesamte Leben...), also wird hier geklotzt und nicht gekleckert.

 

Um die Frostsicherheit zu gewährleisten habe ich für das Fundament eine Tiefe von 90cm gewählt (üblich sind  80cm). Um ein kippen des Fundaments weitgehend zu vermeiden wurde unten nach vorne und hinten ein Schenkel von ca. 30 cm ausgebildet. Damit ergibt sich ein Grundsockel von ca. 95cm. Um das Fundament dauerhaft zu stabilisieren wurden 3 Baustahlmatten als Armierung verarbeitet. Hierbei ist zu beachten, dass auch die Schenkel armiert werden sonst brechen diese unter Belastung ab.

Um den Druck des Hangs besser zu verteilen habe ich die Stützmauer rundlich ausgestaltet. D.h. die Form ist stetig ausgeführt um Kräfte gleichmäßig abzuleiten. Die besondere Form der Mauersteine sorgt für eine weitere Stabilisierung der Mauer. Die einzelnen Hohlblockpfanzensteine werden Stück an Stück auf das Fundament "geklebt" und dann in die Höhe verlegt. Anschließend wird die Mauer bis zum 2t. obersten Pfanzenstein mit Beton gefüllt. Beim Studium anderer Stützmauern ist mir aufgefallen, dass diese teils vom Fundament geschoben werden. Um dies zu verhindern hab ich mir folgendes einfallen lassen:

 

In jeden 2. Pflanzenstein wird ein massives Eisenrohr (d=4 cm)  bis 50 cm ins Fundament mit einbetoniert. Dadurch wird der Druck auf die Mauer direkt ins Fundament abgeleitet und die Pflanzsteinmauer kann nicht vom Fundament geschoben werden.

 

Die Auflagen für ein späteres Metallgerüst habe ich auch gleich im Fundament mit ausgeformt. So spart man sich ein seperates Punktfundament.

Die Stützmauer wurden von hinten gegen das Erdreich noch mit einer Erdschutzfolie geschützt. Gleichfalls habe ich noch eine kleine Drainage mit eingebracht. Wobei ich zugeben muss, dass das Rohr auf halber Höhe meiner Vergesslichkeit und Faulheit geschuldet ist. Sie gehört auf Höhe des Fundamentes.

Die Terrasse

Der Unterbau der Terrasse besteht aus 50x50 cm x 90 cm tiefen Punktfundamenten. Die Punktfundamente wurden mit einer Laserwasserwaage in der Höhe ausgerichtet. Hierbei wurde ein Gefälle von 3% Richtung Stützmauer berücksichtigt. Das Gefälle gewährleistet, dass das Regenwasser auf der Terrasse in jedem Fall vom Eingang unserer Einliegerwohnung wegfließt. Dies ist auch der Grund warum ich den hier beschriebenen Aufbau gewählt habe. Das Regenwasser soll zwischen den Terrassenplatten gleichmäßig in einer Splittschicht versickern ohne dass ein Kanalanschluß notwendig ist. Damit die Terrassenplatten für die nächsten 50 Jahre perfekt eben liegen wurde ein Grundgerüst aus Doppel-T-Trägern 10 x 10 cm geschweist. Die Träger wurden gebaucht und fertig auf Länge abgesägt gekauft. Nach dem Verschweißen bekam das Grundgerüst sofort einen 2 fachen Anstrich mit Betumiendachlack gegen den Rost. Das Trägergerüst liegt lose auf den Punktfundamenten. Damit besteht die Möglickeit mittels einem hydraulischem Heber (Wagenheber) die komplette Terrasse im Niveau anzupassen. Durch das Eigengewicht und die Reibung der Terrasse ist ein Verrutschen nahezu unmöglich.

 

Auf dieses Trägergerüst kommen nun im Abstand von 40cm  100x40x3mm 4-Kantrohre (die waren gerade beim Schrotthändler vorrätig). Auch diese werden mit Betumiendachlack konserviert. Durch den Betumiendachlack verkleben die 4-Kantrohre und die T-Träger miteinander so, dass eine weitere sichernde Verbindung unnötig ist.

Auf die 4-Kantrohre legt man nun Plattenlager (z.B. Plattenfix) die für ein perfekt, ebenes und schnurgerades Verlegebild der Terrassenplatten sorgen. Zur Sicherheit habe ich bei den Terrassenplatten eine Plattenstärke von 5cm anstatt der üblichen 4cm gewählt. Durch den beschriebenen Aufbau ergibt sich vom Erdboden bis zur Plattedecke ein gewisser Hohlraum. Diesen Hohlraum habe ich zu 50% mit Splitt aufgefüllt und so eine perfekte Sickergrube für das Regenwasser geschaffen.

 

Der vorliegende Terrassenaufbau bietet folgende Vorteile:

 

  • kein Kanalanschluß notwendig. Wasser versickert im Boden
  • Kein "hochholen " von Terrassenplatten. Terrasse immer top eben ohne Stolperkanten
  • kein Abkippen oder Versatz von Platten
  • Terrasse trocknet nach einem Regen innerhalb von 10 min
  • kein stehendes Wasser. Da das Wasser über die Fugen mit 3% Neigung sofort abläuft
  • keine Frostschäden da Platten hinterlüftet sind
  • angenehmes Gehen da die Terrasse minimal schwingt
  • einfache Neigungskorrektur mit Wagenheber
  • perfektes Verlegebild und Drainagefunktion auch nach 10 Jahren
  • viel "Stauraum" für Splitt und sonstige Kieselsteine
  • einfacher Plattentausch wenn notwendig in 20 sek. erledigt

Wir haben uns beim Design der Terrassenplatten für plangeschliffene blaue Platten entschieden. Die Erfahrung zeigt, dass im Laufe der Jahre die Plattenoberfläche leicht ausgeschwämmt und damit rauh wird. Um diesem Effekt entgegen zu wirken hat es sich bewährt die Terrassenplatten einmal im Jahr mit Scotch 3M Steinimprägnierung zu versiegeln.

 

 

Hier sehen wir wie die Imprägnierung wirkt. Die Platten haben wir mit dem Dampfstrahler gereinigt. Anschließend wurden die Platten imprägniert. Das ist eine Aufnahme nach ca. 2 Wochen. Das Wasser perlt immer noch sehr gut ab. 

Nach vielen Jahren werden die weißen Marmorkiesel braun, dreckig und unansehnlich. Auch wachsen die ersten "Blumen" aus den Kieseln.In einer kleinen Putzaktion (1 Samstagmittag April 2016) haben wir die Kiesel und das Vlies rausgeholt und mit dem Dampfstrahler gereinigt. Unglaublich wie sauber die Kiesel geworden sind. Alles sieht wieder aus wie vor 14 Jahren frisch verlegt. Es ist erstaunlich wie viel Erde sich da durch den abgelagerten Schmutz über die Jahre am Vlies bildet. Wir haben einen ganzen 10l Eimer frische Erde aus den Kieseln geholt!!!

Die vorausschauende Planung die Kiesel durch ein Vlies vom Splitt zu trennen hat sich als wahrer Segen erwiesen. Ohne das Vlies wäre eine Reinigung wesentlich aufwendiger gewesen.

Kiesel frisch geputzt bzw. gewaschen und Platten imprägniert
Kiesel frisch geputzt bzw. gewaschen und Platten imprägniert

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